Sao Miguel ist nicht nur die größte Insel der östlichen Gruppe der Azoren, zu der neben der Hauptinsel noch Santa Maria und die vielen winzigen Inseln der Formigas gehören, sondern auch des gesamten Archipels. Mehr als 62 Kilometer lang und fast 16 Kilometer breit, ist sie für knapp 134.000 Einwohner – das ist mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung – die Heimatinsel. Der Pico da Vara erhebt sich 1105 Meter über den Meeresspiegel und ist damit der höchste Berg der Insel. Wenn die „Hauptstädter“ ihre nächsten Nachbarn besuchen wollen, können sie das auf der 81 Kilometer entfernten Insel Santa Maria tun.
Geschichte
Da die östliche Gruppe der Azoren am nächsten am europäischen Festland liegt, waren deren Inseln auch die ersten, die von den Portugiesen entdeckt wurden. Seit dem Beginn in den 1440er Jahren wurde Sao Miguel zunächst von Menschen aus Portugal, später von Mauren, Juden, Franzosen und Engländern besiedelt. Die guten geographischen Bedingungen, die geschützten Buchten und der fruchtbare Boden trugen dazu bei, dass die Bevölkerung schnell wuchs. Die Erfolge in der Landwirtschaft durch den Anbau und Export von Weizen und Färberwaid ließ auch die ökonomische Situation der Bewohner immer besser werden.
Die erste Hauptstadt der Insel, Franca do Campo, wurde im Jahre 1522 von einem starken Erdbeben dem Erdboden gleichgemacht, was dazu führte, dass Ponta Delgada 1546 zur neuen Kapitale gekürt wurde. Es folgte eine Zeit, die durch Piratenüberfälle und die spanische Besatzung geprägt war. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam Sao Miguel wieder eine wichtige Bedeutung zu, da der Handel mit der Neuen Welt, speziell mit Brasilien, intensiviert wurde und zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führte.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde besonders die Architektur der Insel geprägt, als durch den Export von Orangen viel Geld nach Sao Miguel floss, das in imposante Herrenhäuser und prunkvolle Kirchen investiert wurde, die heute zu wichtigen Touristenattraktionen geworden sind. In den folgenden Jahren wurden immer neue landwirtschaftliche Produkte angebaut und vermarktet. Diese durch die Agrarwirtschaft geprägte Struktur wurde erst vor etwa 30 Jahren durch eine Dienstleistungsgesellschaft abgelöst, die mit dem Tourismus neue Einnahmequellen entdeckt hatte. Heute finden Touristen auf Sao Miguel alle Arten an Unterhaltung, die man sich vorstllen kann.
Die grüne Natur
Der Tourismus auf Sao Miguel lebt von der wunderbaren Natur der Insel. Grüne Weiden und Wälder, die von zwei Bergketten umrahmt werden, haben der Insel ihren Namen „Grüne Insel“ gegeben. Neben dem Anbau von japanischen Sicheltannen wird die Landschaft aber auch von vielen endemischen Pflanzen wie Baumheide oder Lorbeer geprägt, die der Insel ihre typische Farbe in den unterschiedlichsten Schattierungen verleiht.
Imposante Vulkane und geheimnisvolle Seen
Ob Grün oder Blau, die größten Seen der Azoren, der Lagoa Verde und der Lagoa Azul befinden sich auf Sao Miguel. Ein riesiger Vulkankessel bietet Platz für die beiden geheimnisvollen Gewässer, die durch eine Bogenbrücke miteinander verbunden sind. Unzählige Sagen und Mythen umranken den Ort Sete Cidades, der vom nahegelegenen Vista do Rei, einem beeindruckenden „Miradouro“ aus ebenso bewundert werden kann wie die beiden Seen, die das Ziel vieler Wanderer sind.
Heiße Suppe aus der Vulkanküche
Ein kulinarisches Erlebnis der ganz besonderen Art bietet die wohl schönste Gegend der Insel. Im Vale Formoso, dem Tal der Schönheit, gibt es nicht nur eine paradiesische Landschaft, sondern auch die berühmten Naturküchen, wo der inseltypische Fleischeintopf, der „Cozido das Furnas“, unmittelbar in den heißen, vulkanischen Wasserdämpfen der Fumarolen zubereitet wird. Aber nicht nur diese einzigartige kulinarische Erfahrung, sondern auch die zahlreichen kleinen Seen der Umgebung machen einen Ausflug in diese atemberaubende Landschaft zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Wellness auf die natürliche Art
Nach einem so einmaligen Mittagsmahl könnte man an einer der natürlichen Badestellen der Insel entspannen. Zum Beispiel in der Caldeira Velha. Das Naturschwimmbad ist die wohl schönste Möglichkeit, in kristallklarem Wasser, das durch die warmen Dämpfe stets angenehm temperiert ist, zu relaxen und die wohltuende Wirkung dieses Wellnessangebotes der Natur zu genießen. Über die gesamte Insel verteilt gibt es noch weitere natürliche „Hotspots“, die durch heiße Quellen gespeist werden oder mit Heilschlamm und karbonhaltigem Wasser für ein anhaltendes „Wohlfühlfeeling“ sorgen.
Nicht nur die Seen im Inneren der Insel bieten Badevergnügen pur, sondern auch die Strände am Atlantik. Ein erfrischendes Bad im Meer ist an der Praia do Pópulo oder der Vinha da Praia, den beliebten und belebten Stränden im Süden der Insel möglich. Ruhiger geht es zu in Amora, Viola oder Lombo Gordo, wo man an fast menschenleeren Stränden das Bad nicht in der Menge, sondern im Meer genießen kann.
Aktive Entspannung und spannende Aktivitäten
Als größte Insel des Archipels bietet Sao Miguel eine erstklassige touristische Infrastruktur, die ein breites Angebot an Freizeitaktivitäten und Sportangeboten bereithält. Golfspielen auf den beiden Plätzen der Insel ist genauso beliebt wie die Erkundung der unvergleichlichen Natur, dem größten Schatz der Insel, der auf vielfältige Weise entdeckt und erlebt werden kann. Per Pedes, hoch zu Ross oder auf dem Fahrrad – für jeden gibt es die passende Möglichkeit, die Faszination einer einzigartigen Landschaft zu erforschen. Jeeptouren oder Ausflüge mit Quads gehören ebenfalls zu den unzähligen Offerten für die aktive Gestaltung eines Ferienstages. Aber nicht nur an Land, sondern auch auf dem Wasser gibt es viel zu erleben. Zum Beispiel Kajakfahren auf den Seen und Flüssen. Gemütlich mit dem Boot hinausrudern und dann beim Angeln die Ruhe genießen, ist eine Möglichkeit. Wer es lieber etwas aufregender hat, fährt zum Sport- und Hochseeangeln raus aufs Meer, wo man dann auch gleichzeitig noch Wale und Delfine beobachten kann. Und wer hoch hinaus will, hat auf Sao Miguel auch dazu die Gelegenheit. Gleitschirmfliegen und die Vulkaninsel von oben entdecken ist sicherlich eine besonders interessante Art, einen unvergleichlichen Urlaubstag zu verbringen. Bergsteiger und Höhlenforscher finden auf der Insel ebenfalls Gelegenheit, ihrem Hobby zu frönen. Präparierte Steilhänge erklimmen oder eine Expedition in die Höhle „Gruta do Carvao“ unternehmen: auf Sao Miguel sind dem Endeckerdrang keine Grenzen gesetzt.