Er dominiert die Insel und gab ihr seinen Namen. Der Gipfel, wie der Pico übersetzt heißt, ragt bis auf 2.531 Meter auf und verleiht der Insel einen überaus majestätischen Anblick. Er ist auch von den Nachbarinseln aus noch zu bewundern. Als drittgrößter Berg der Atlantikinseln ist er zugleich auch der höchste Portugals.
Bergsteigen auf dem Pico
Der Pico ist ein Schichtvulkan. Diese stoßen nur zähflüssige Lava aus, die sich schnell wieder verfestigt und so die typischen steilen Hänge (bis zu 40 Grad) bildet. Schwefelgas im Bereich seines Gipfels beweisen, dass er auch heute noch aktiv ist, wenngleich sein letzter Ausbruch 1718 fast dreihundert Jahre zurück liegt.
Wie jeder Berg hat auch der Pico seine Eigenheiten. Eine davon ist, dass er sich gern verhüllt. Im Winter ist etwa ein Drittel von Schnee bedeckt und im Sommer hüllt er sich gern in einen Mantel aus Nebel.
Eine Besteigung des Berges ist trotzdem sehr empfehlenswert, setzt aber einige Kondition und Erfahrung voraus. Es wird empfohlen, sich einem kundigen Führer anzuvertrauen, da der Aufstieg einige Tücken hat und immerhin 1000 Höhenmeter zu überwinden sind. Dafür ist die Aussicht vom Gipfel aus grandios und wer es wild-romantisch mag, der kann im Gipfelbereich übernachten und mit ein bisschen Glück am nächsten Morgen einen Sonnenaufgang erleben. Die besten Monate für eine Bergbesteigung sind Juli sowie August, an der Basisstation kann man sich Auskunft darüber einholen, ob eine Besteigung möglich ist oder nicht.
Rund um den Pico gibt es ein paar interessante Höhlen, die zum Teil bis tief in den Berg hineinreichen. Die längste Vulkanröhre der Azoren befindet sich bei Criacoa und ist in Teilbereichen für Touristen zugänglich. Die Höhlen sollten auch auf Pico generell nur mit einem Führer betreten werden.
Das Gebiet rund um den Berg gehört zu einem Naturschutzgebiet. Seine Hänge sind weitestgehend bewachsen. Das Hochland in etwa 1000 Metern Höhe ist wirtschaftlich kaum nutzbar und so sucht man im Inneren der Insel vergeblich menschliche Behausungen.
Viele Vulkane
Rund 100 Vulkane sind auf Pico beheimatet, auf der Hochfläche im Zentrum der Insel reihen sich die Vulkankegel aneinander. Unterbrochen wird ihre Kette durch Wälder, weiden, Wiese, Seen und Tümpel. Hier hat sich in den letzten Jahrhunderten nur wenig verändert. Wahrscheinlich ist es diese Art von Landschaft, die die Siedler der Insel im 15. Jahrhundert vor Augen hatten. Der wilden Schönheit tut dies keinen Abbruch.
Das schwarze Lavagestein bestimmt das Gesicht der Insel und bildet mit den grünen Wiesen sowie dem Blau des Himmels einen einzigartigen Kontrast. Schwarze Lava eignet sich zudem hervorragend für den Weinbau. Es speichert die Wärme und bietet den Reben das nötige Klima. Sehr eindrucksvoll sind daher die traditionellen Weinbaugebiete bei Madalena, die seit einigen Jahren zum Weltkulturerbe gehören.
Wale beobachten
Man sagt, die Walfänger von Pico seien die mutigsten überhaupt gewesen und in „Moby Dick“ sei ihnen ein Denkmal gesetzt worden. Der Walfang hat auf der Insel eine lange Tradition und verhalf ihr im 18. Jahrhundert zu Aufschwung und Reichtum. Die Pottwalbestände waren um diese Zeit noch gewaltig und brachten beträchtlichen Gewinn. Bis zu seinem Verbot in den 1980er Jahren wurde auf der Insel aktiv Walfang betrieben. Aber auch heute noch sind die Wale der Insel treu. Nur dass sie heute nicht mehr mit der Harpune sondern mit dem Fotoapparat „gejagt“ werden.
Sie kommen an die Küsten vor Pico zur Nahrungsaufnahme und mit ein wenig Glück und viel Geduld bekommt man eines der prächtigen Tiere der immerhin 20 registrierten Arten zu Gesicht. Auf eine Begegnung mit Delphinen hingegen darf man immer hoffen.
Es existieren auf Pico zwei große Veranstalter, die Walbeobachtungstouren organisieren. Die Station Espaco Talassa wurde 1987 gegründet und war damit die erste ihrer Art auf den Azoren. Sie hat sich dem Artenschutz verschrieben und erfüllt daneben wissenschaftliche Aufgaben. Für die Besucher sind daher Vorträge über das Leben der Wale und Delphine organisiert, die auch in deutscher Sprache zur Verfügung stehen.
In Lajes, wo früher die Wale verarbeitet wurden, gibt es heute ein kleines Museum mit Informationen zur Geschichte des Walfangs und einigen Gerätschaften, die für den Walfang nötig waren.
Hauptstadt Madalena do Pico
Hauptstadt der Insel ist der nette aber unspektakuläre Ort Madalena do Pico mit 2.500 Einwohnern. Die Stadt wurde 1542 gegründet und ist ein kleiner netter, aber unspektakulärer Ort mit einem kleinen Zentrum. Es gibt einige neue Gebäude, die dem Tourismus geschuldet sind und dem Charme des Ortes nur wenig anhaben konnten. Der neue Hafen ist Dreh- und Angelpunkt des Ortes. Wegen der Abhängigkeit Picos von der Nachbarinsel Faial gibt es zwischen den beiden Inseln einen regen Fährverkehr. Außerdem befindet sich hier die Basis der Thunfischfänger. Ruhiger und weitaus idyllischer geht es im alten Hafen zu. Allerdings findet man hier nicht mehr als ein paar kleine Fischerboote. Der kleine Fischmarkt, den es hier gegeben hat, ist zwischenzeitlich geschlossen worden.
Wahrzeichen der Stadt und schon weithin sichtbar ist die Kirche Igreja Matriz de Santa Maria Magdalena aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem Weg nach Madalena kommt man an zwei Felseninseln vorbei, auf denen die Brutplätze einiger Vogelarten liegen.
Die Orte auf Pico sind an die Küste gedrängt. Das Vulkangebiet lässt eine Ausbreitung in das Inselinnere nicht so ohne weiteres zu. Die Häuser sind meist einfach gehalten und weiß angestrichen. An einigen Orten findet man jedoch noch die Prunkbauten aus den Blütejahren der Insel, so in Madalena zum Beispiel die Camara Munipal.
Strände sind auf Pico nicht ganz so häufig zu finden wie auf den anderen Inseln der Azoren. In vielen kleinen Orten gibt es schöne Naturschwimmbäder, die sich vielfach in der Nähe der Häfen befinden.
Übernachtungen findet man in Hotels, Pensionen und Privatzimmern unter anderem in Madalena, Silveira, Lajes do Pico und Sao Roque do Pico.