Sie ist in allem ein bisschen anders als ihre Schwestern – Graciosa, die zweitkleinste Insel der Azoren. Das Land ist flach, der Regen selten, der Strand auf einigen Küstenabschnitten rot und die Orte sind über die gesamte Insel verteilt.
Die höchste Erhebung der Insel beträgt gerade einmal 400 Meter und kann mit den Kratern der übrigen Azoreninseln kaum mithalten. Das fehlende Bergland ist auch der Grund dafür, dass die Niederschläge auf Graciosa vergleichsweise gering ausfallen und es nur wenige Bäche und Seen gibt. Dafür kann das Land über die gesamte Inselfläche bewirtschaftet werden. Früher war Graciosa die Kornkammer der Azoren, heute wird vorwiegend Milchwirtschaft betrieben und Mais angebaut. Im Norden der Insel befinden sich einige Weinanbaugebiete. Felder, Wiesen und Weinparzellen sind durch Trockenmauern voneinander getrennt – ein typisches Bild auf den Azoren.
Überhaupt ist die Landschaft sehr abwechslungsreich. Kleine Hügel, die mit Bäumen bewachsen sind, und Vulkankegel lockern die Ebene auf. In der Nähe von Praia gibt es am Pico Timoa ein zusammenhängendes Waldgebiet.
Das Leben auf Graciosa läuft ruhig und beschaulich ab. Die Einheimischen sind oft auf Eselskarren oder Pferdefuhrwerken unterwegs und in einigen Orten stößt man auf Verkehrsschilder, die darauf hinweisen, dass Kühe hier eher unerwünscht sind.

Hauptstadt Santa Cruz

Die Hauptstadt der Insel ist der kleine, freundliche Ort Santa Cruz da Graciosa. 1.800 Menschen leben in meist einstöckigen Häusern. Im Zentrum findet man noch einige Herrenhäuser. Viele der kleinen Straßen und Gassen sind Einbahnstrassen und für Fremde ist das teilweise recht verwirrend. Das Leben spielt sich vorwiegend an der Praca de Fontes Pereira de Melo statt. Alle wichtigen Gebäude wie das Rathaus, die Bibliothek, das Gericht, ein Supermarkt, Cafes und Geschäfte befinden sich in unmittelbarer Nähe des Platzes. Auch ein Telefonhäuschen sowie ein Taxistand sind vorhanden. Unter den Schatten spendenden Bäumen lässt es sich gut aushalten und Stadt und Leute beobachten. Dies ist ganz nach portugiesischer Sitte allerdings Männersache.
Die beiden Kirchen der Stadt stehen nur etwa 100 Meter voneinander entfernt. Die Hauptkirche Igreja Matriz de Santa Cruz stammt aus dem 16. Jahrhundert und fällt durch ihre mit Basaltsteinen durchsetzte Fassade auf. Die zweite Kirche ist etwas kleiner und hat einen geschnitzten Hauptaltar.
Unweit des Rathauses befindet sich eines der alten Herrenhäuser. In ihm wurde ein kleines Volkskundemuseum eingerichtet.
Santa Cruz hat zwei Häfen. Im älteren werden noch immer die roten Algen getrocknet, die ihre Anwendung in Medizin und Kosmetik finden. Der neuere wurde in den 1960er Jahren erbaut und hat einen schönen Kai.

Besonderheiten der Natur

Die Caldeira befindet sich im Osten der Insel. Ein Rundweg führt um ihn herum und an verschiedenen Stellen sind Aussichtspunkte, von denen aus man in den Krater blicken kann. In einem Vulkanschlot findet man eine weitere Sehenswürdigkeit, die Schwefelhöhle Furna do Enxofre. Ihre Ausmaße sind beinahe gigantisch. In ihr ist ein Kratersee verborgen, der sogar noch unter dem Meeresspiegel liegt. Das Wasser ist schwefelhaltig und blubbernd suchen sich Schwefelgase ihren Weg nach oben. Aus Sicherheitsgründen ist heute nur noch der obere Teil der Höhle zu besichtigen, spannend genug und auch ein bisschen unheimlich ist es trotzdem.
Die Strände auf Gracia sind sauber. In Praia, dem zweitgrößten Ort der Insel, gibt es einen schönen Sandstrand. Etwas südlicher gibt es einen weiteren an der Fonte de Areia. Porto Afonso hat am Hafen einen geschützten Badeplatz und Naturschwimmbäder findet man in Barro Vermelho. Barro Vermelho hat einen roten Sandstrand. Zusammen mit dem Schwarz der Steine und dem Blau des Meeres ergibt dies einen faszinierenden Kontrast.
Selbst auf ein Thermalbad muss man auf der Insel nicht verzichten. Ganz im Süden der Insel liegt das kleine Fischerdorf Carapacho. Das alte Badehaus ist über 100 Jahre alt und es wird in Wannen gebadet. Das Thermalwasser hat eine Temperatur von 40°C und soll bei Rheuma und Hauterkrankungen lindernd wirken.

Graciosa hat keine direkte Flugverbindung zum Festland und ist nur über einen Zwischenstopp auf Terceira zu erreichen. Der Flughafen liegt einige Kilometer außerhalb von Santa Cruz. Zwei große Fährschiffe verbinden Graciosa auf dem Wasserweg mit den anderen Inseln. Anlegehafen ist Praia da Graciosa. Übernachten kann man auf der Insel vorwiegend in Gästehäusern sowie Pensionen. In Praia sowie Carapacho gibt es die Möglichkeit zu campen.