Faial

Trotz ihrer relativ geringen Größe lebt auf der zur Zentralgruppe der Azoren gehörenden Insel Faial ein großer Teil der Bevölkerung des Archipels. Mit mehr als 15.600 Einwohnern ist sie die Insel mit der drittgrößten Bevölkerung. In der direkten Nachbarschaft der knapp 20 Kilometer langen und 14 Kilometer breiten Insel, auf der auch das Regionalparlament der autonomen Region Azoren angesiedelt wurde, befinden sich in nur wenigen Kilometern Entfernung die beiden Inseln Sao Jorge und Pico, die gemeinsam mit Faial das Inseldreieck „Ilhas do Triangulo“ bilden. Aufgrund dieser räumlichen Nähe bietet es sich an, auch die Eigenarten der Nachbarinseln zu erkunden, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede der einzelnen Inseln zu entdecken.

Geschichte

Nach den Inseln der östlichen Gruppe drangen die Entdecker nach und nach auch zu den Inseln der Zentralgruppe vor. Ab 1465 kamen neben den portugiesischen Siedlern auch neue Bewohner aus Flamen nach Faial, das seinen Namen wahrscheinlich den dort weit verbreiteten Gagelbäumen, den Faias, verdankt. Die flämischen Siedler kamen in den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts in größerer Zahl auf die Insel und siedelten sich im Tal der Flamen, dem Vale dos Flamengos, an. Sie führten den Färberwaid ein, der über 200 Jahre zusammen mit dem Weizen, der auf den fruchtbaren Böden angebaut wurde, das wichtigste Exportprodukt der Insel war.

Wie auch die anderen Inseln der Azoren litten die Bewohner lange Jahre unter den Angriffen von Piraten und der spanischen Besetzung. Faial entwickelte sich zu einem wichtigen Stützpunkt für Seefahrer, die auf ihrer Fahrt über den Atlantik zwischen den Kontinenten gerne Station in der sicheren Bucht von Horta machten. Bei der Gelegenheit nahmen sie auch gleich den auf den Inseln produzierten Wein mit an Bord, der sich zu einem wichtigen Wirtschaftsgut für die Azoren entwickelt hatte. Diese Funktion als Zwischenstopp bei Atlantiküberquerungen behielt die Insel auch in den frühen Jahren der Transatlantikfliegerei bei. Durch die strategisch günstige Lage wurde Faial mit dem Aufkommen moderner Kommunikationsmittel zum Knotenpunkt für die Unterwasserkabel des interkontinentalen Telegrafennetzes. Die in dieser Zeit entstandenen Gebäude der Kommunikationsunternehmen in Horta sind gut erhaltene Beispiele für die Architektur des frühen 20. Jahrhunderts.

Hotspot für Segler

Auch heute noch machen viele Segler auf ihrem Trip zwischen den Kontinenten Halt in der 1986 neu eröffneten Marina von Horta, die sich zu einem der beliebtesten Häfen für Sportsegler entwickelt hat. Im bekannten Peter´s Cafe Sport wurde schon so manches Seemannsgarn gesponnen. Das bei Seglern beliebte Lokal ist Treffpunkt für alle, die ihre auf den Weltmeeren erlebten Abenteuer einem interessierten Publikum näher bringen möchten.

So blau, blau, blau

Blau ist die vorherrschende Farbe auf Faial. Ein Meer von Hortensien in allen Blautönen bedeckt die sanft ansteigende Landschaft der Insel, die deswegen auch die Blaue Insel genannt wird. Vom Cabeco Gordo, dem „Dicken Kopf“, der mit 1043 Metern der höchste Berg der Insel ist, hat man einen wunderbaren Blick über dieses Schauspiel der Natur. Aber nicht nur die Aussicht auf das hortensische Blumenmeer, sondern auch die Vielfalt der Vegetation am sieben Kilometer langen Rand der Caldeira, dem Vulkankessel, sind ein Beispiel für die beeindruckende Natur der Azoren. Nach schweren Regenfällen entsteht in dem 450 Meter tiefen Krater ein See, der dann den mit einheimischen Pflanzen bedeckten Vulkankegel umgibt. Der Vulkanismus auf Faial beschäftigt viele internationale Wissenschaftler, die in der Mondlandschaft des Vulkans Capelinho über neue Erkenntnisse der Vulkanologie diskutieren. Aber nicht nur für Wissenschaftler ist diese einzigartige Landschaft interessant. Ein Ausflug in das Forschungszentrum, verbunden mit einem Aufstieg auf den in der Nähe gelegen Leuchtturm ist ein äußerst lohnendes Ziel für einen gelungen Ferientag auf Faial. Den Ausblick wird man so schnell nicht vergessen.

Die Insel bietet aber auch von anderen Punkten aus die Möglichkeit, fantastische Ausblicke auf Land und Meer zu genießen. Als besonders schön gilt der Miradouro da Ponta da Espalamaca mit seinem Denkmal der Inselheiligen. Die Aussicht auf die Inselhauptstadt Horta und der Blick bis nach San Jorge und Pico gehört zu den Dingen, die man bei einem Besuch auf Faial auf keinen Fall verpassen sollte.

Strand, Land, Meer

Auf Faial findet man die schönsten Strände der drei Inseln des „Triangulos“. Conceicao und Porto Pim bieten ideale Bedingungen für einen erholsamen Tag an mit Vulkansand bedeckten Stränden. Und von manchen, wie z.B. dem Praia do Almoxarife, hat man auch gleich noch einen Blick auf die Nachbarinsel Pico. Wer nicht in die Fluten des Atlantiks eintauchen möchte und dennoch Strandvergnügen sucht, findet dieses in der Bucht von Varadouro, wo ein Naturschwimmbad aus schwarzem Vulkangestein zum Baden einlädt.

Faial ist aufgrund seiner zentralen Lage der ideale Ausgangspunkt für ein Inselhopping. Mit den alten Walfangbooten oder auch mit Kajaks kann man die Nachbarinseln ansteuern und so eine kleine Rundreise genießen, bei der man nicht nur weitere Inseln kennenlernen, sondern auch die typischen Meeresbewohner der Umgebung, Wale und Delfine, beobachten kann. Mutige stürzen sich in die Fluten und drehen gemeinsam mit den friedlichen Meeressäugern einige Runden. Die Inselhauptstadt Horta bietet für Wassersportbegeisterte ideale Voraussetzungen. Der beliebte Yachthafen zieht Segler aus aller Welt an, aber auch Surfer, Ruderer und andere Wassersportler finden beste Bedingungen, um auf Faial ihrem Hobby nachzugehen. Gerade für Angler bieten die Gewässer rund um die Insel ein vielversprechendes Revier, um beim Angeln oder Hochseefischen rekordverdächtige Fänge an Bord zu ziehen.

Aktiv sein kann man aber nicht nur am und im Wasser, sondern auch an Land. Gut markierte Wanderwege führen über die gesamte Insel. Ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad, die beeindruckende Natur kann auf vielfältige Weise entdeckt werden. Auf bestimmten Routen ist es möglich, mit Karts oder Jeeps interessante Landschaften zu „erfahren“.

Kultur und Lebensfreude

Wer mehr über die Menschen der Insel und ihre Geschichte erfahren möchte, kann dies im Museum des Jesuitenklosters in Horta tun. Alte Dokumente, Alltagsgegenstände und Fotos aus längst vergangenen Zeiten vermitteln einen Eindruck vom nicht immer leichten Leben der Insulaner. Die Geschichte des Walfangs wurde in der ehemaligen Walfabrik von Porto Pim dokumentiert, die heute ebenfalls ein Museum beherbergt.

Auf angenehme Weise etwas über Land und Leute zu erfahren ist besonders bei traditionellen Festen, wie z.B. der Festa da Senora da Guia möglich. Am 1. August startet eine ganze Festwoche mit einer Bootsprozession, die die Woche des Meeres einleitet. Mit Musik, Ausstellungen und Regatten wird gefeiert, getrunken und gegessen. Die kleinen Kneipen, die Tasquinhas bieten dann die inseltypischen Fischgerichte oder die Molha de Carne, einen Fleischeintopf an, der mit Kümmel und Zimt gewürzt ein ganz spezielles Geschmackserlebnis vermittelt.

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